Wolhynien- Massaker. Wenn einige Äxte und Gabeln griffen, eilten andere, Polen zu retten

Die ukrainischen Bauern haben mehrere tausend Polen aus dem Wolhynien- Massaker gerettet. Obwohl ihnen dafür die Todesstrafe drohte, versteckten sie sie in Kellern, in Heuballen, brachten Essen und verbargen sie unter ihren Kindern. Witold Szabłowski hat bereits ein Buch über diese “Gerechte Verräter” geschrieben.

Du hast seit über drei Jahren an Reportagen gearbeitet. Du weißt schon nach all diesen Reisen nach Wolhynien, wie es so ist, dass eines Tages die Nachbarn fangen, was sie zur Hand haben, und beginnen sich zu töten?

– Die Tatsache, dass Menschen zu den Waffen greifen, ist so alt wie der Mensch und in die menschliche Natur eingeschrieben. Wir finden immer etwas, um sich zu rechtfertigen: Herkunft, Religion, Sprache oder Hautfarbe. Die Westukraine war in 1943 voll von Ukrainern, die von der deutschen Hilfspolizei desertiert haben: gewohnt, von Angesicht zu Angesicht zu töten, aber auch davon überzeugt, dass wenn sie jetzt diese Ukraine ohne Lachen und Juden nicht für sich gewinnen/ reißen werden, dann werden sie vielleicht noch weitere 100 Jahre auf sie warten müssen . Also wurden alle ohne Ausnahme ermordet. Einschließlich Frauen und Kinder.

Aber die Nachbarn? Menschen, mit denen Du Haus an Haus gelebt hast?

– Zu dem Brunnen, der auf dem Hof der Großeltern von Krzesimir Dębski stand, kamen jahrelang ukrainische Nachbarn und schöpften daraus Wasser. Es kam von selbst, niemand musste jemanden darum bitten. Am Tag vor der Ermordung zu der Familie Sławiński – da war ihr Name – von dieser ganzen Familie, die hinter dem Zaun lebte, rannte nur ein zittriger Großvater. Er befahl, wegzurennen, weil seine ganze Familie sich bereit machte, sie zu ermorden. Ein Nachbar hat immer einen Streit mit dem anderen Nachbarn. Sie können über einen Feldrain, eine Kuh, eine Frau, über Geld streiten. Solch ein normaler nachbarschaftlicher Neid ist nicht unüblich. Das Ausmaß dieser Grausamkeit ist jedoch erstaunlich. Das Zerschneiden mit der Säge, Reißen der Säuglinge sind wahre Geschichten. Der Zweite Weltkrieg hatte nur noch eine blutige Episode: diese der Balkan-Ustaschas.

Wenn Du über Wolhynien der 1930er Jahren schreibst, verwendest Du die Metapher der Hummel, die auf Ihrer Handfläche aufwacht. Hatten die Leute dort eine Vorahnung, dass etwas Schlimmes kommen wird?

-Ja, es ist so ein unaussprechliches Gefühl, wenn du weißt, dass es jeden Moment etwas abstürzen wird, aber du kannst es nicht nennen. Jemand ist in der Straßenbahn geschlagen, also weißt du, dass etwas in der Luft liegt. Die Ukraine jener Zeiten war voller solcher Fälle, diese Hummel öffnete die Augen ein gutes Duzend Jahre. Mal wurde jemand verprügelt, nur weil er Pole war, mal wurde ein polnischer Polizist angegriffen. Die Ukrainer haben auch etwas abgekriegt. Schließlich hatten die Nationalisten Pläne, Piłsudski selbst zu ermorden, in den Diskussionsclubs in den Dörfern nahmen sie sich mehr und mehr verbal heraus. Dabei möchte ich sagen, dass ich sie verstehe.

Warum?

– Diese Zeit in der ukrainischen Geschichtsschreibung wird doch die polnische Besetzung genannt. Sie hatten das Gefühl, dass Polen alle Feststellungen von Piłsudski und Petlura gebrochen hatte.

In der Darstellung der polnisch-ukrainischen Ansprüche jener Zeiten benutzt Du die Tagebücher des tschechischen Pastors Jan Jelinek …

– Pastor Jelinek, der nur in seinem Pfarrhaus über 200 Menschen – Juden, Polen, Ukrainer und Deutsche gerettet hat, fiel mir vom Himmel. Wenn ich nur aus polnischer Sicht über Wolhynien erzählen würde, würde ich mich den Schlägen der Ukrainer aussetzen. Wenn ich das Gegenteil tun würde, würde ich Ärger von Polen bekommen. Übrigens, darüber, worum es Polen und Ukrainern ging, erzählt für mich der Tscheche. Er nimmt keine Stellung, sondern schreibt ausdrücklich in seinen Tagebüchern: Polen haben die Ukrainer sehr schlecht behandelt, aber solche Behandlung kann das unvorstellbare Ausmaß der Grausamkeit, die somit folgte, nicht rechtfertigen. Es gibt keine Entschuldigung dafür.

Wie hast Du die Geschichten deren gefunden, die Polen aus diesem Brand gerettet haben?

– Ich bin allergisch gegen Martyrologium. Wenn ich wieder höre, dass man uns Polen irgendwo ermordet hat, weiß ich, dass das nicht meine Geschichte ist. Aber ich fand das ostpolnische Buch der Gerechten, das vom IPN ( Anm. des Übersetzers: das Institut für Nationales Gedenken) herausgegeben wurde, das anstatt vom Töten, von denen erzählte, die uns retteten. Ich dachte mir: Wie kommt es, dass ich als einigermaßen weltorientierter Mensch noch nie davon gehört habe? Soll uns Polen auch jemand während des Krieges gerettet haben? Dass, ebenso wie wir unsere Bäume in Yad Vashem haben – auch solche ähnliche Bäume jemandem zustehen, weil er Polen in Scheunen versteckte, als Bandera-Leute (Anm. des Übersetzers: die Mitglieder der Stepan Bandera- Fraktion OUN –Organisation Ukrainischer Nationalisten) Wolhynien anzündeten

Wie hast Du sie gesucht?

– Ich bin lange Zeit dazu gekommen. Was soll das? Soll ich ins Dorf fahren, an die Tür irgendeiner Omi klopfen, Slava Isus Christu sagen und nach Wolhynien fragen? Schließlich half mir ein Kollege, ein junger Historiker Siergij Gladyszuk. Vor einiger Zeit reiste er mit einer Gruppe von Studenten vom Projekt “Versöhnung durch schwieriges Gedächtnis” in die Dörfer, in dem sie Erinnerungen aus jener Zeit sammelten, also wusste er, wie er sprechen und dazu kommen soll.

Wie ist es gelaufen?

– Mal leichter, mal schwieriger. Überraschenderweise leicht war es sogar mit einer Frau, deren Vater jedes Mal, wenn Bandera- Leute kamen, um ihn abzuholen, hat er so getan, als ob er sturzbetrunken wäre. Er hatte irgendwelche Blockade, er konnte keine Menschen töten, obwohl seine leiblichen Brüder ihn mit dem Tod bedrohten. Sie hat mir diese Geschichte eigentlich sofort erzählt, durch Zufall, weil ich in ihre Hütte reinging, um nach etwas ganz anderem zu fragen. – Setz dich, ich mache Tee, wir reden kurz – sagt sie und nach einer Weile höre ich eine Geschichte, von der ich überzeugt bin, dass sie die wichtigste in ihrem Leben ist. Aber solch ein schneller Einstieg in die Geschichte wiederholte sich nur wenige Male.

Woher kam das Bedürfnis nach dem Erzählen?

– Diese Leute haben 70 Jahre lang nicht über Wolhynien gesprochen. Das Gemetzel fand statt, das NKWD kam, nahm aus dem Dorf alle Bandera- Leute, die sie finden konnten, und Schluss. Es war ein Tabuthema. Es ist bekannt, dass jemand nach Polen Gläser hat, dass bei jemandem in einer Hütte eine polnische Anrichte steht, aber darüber wurde nicht gesprochen. Als ich anfing, danach zu fragen, hatten die meisten Menschen keine Angst mehr. Sie wussten, wenn sie mir diese Geschichte nicht erzählten, geht sie mit ihnen ins Grab.

Es war so mehrmals…

– Ich kam oft zu spät. Zum Beispiel war ich drei Monate zu spät, um mit dieser Frau zu sprechen, die zwei polnische Kinder vor dem Tod gerettet hat. Als Bandera- Leute das Dorf daneben brannten, scharte sie die Kinder, die vor der Feuersbrunst rannten, in die Hütte zusammen, legte sie mit ihren eigenen ins Bett und um sie zu vertuschen, schmierte sie mit Ruß. Bandera- Leute fielen in die Hütte, aber sie dachten, sie wären alle ukrainische Kinder und liefen weiter. Wie viele solcher Geschichten sind mit diesen Leuten weggegangen? Ich komme, um nach Frau Wawrinowa zu suchen, die geholfen hat, polnische Geschwister zu retten, ihnen Tickets gekauft und sie sicher in den Zug gesetzt hat. Es stellt sich heraus, dass nur ihr Enkel in der Hütte lebt und keine Ahnung von dieser Geschichte hat.

Was hat diese veranlasst, die geholfen haben? Eine der Heldinnen sagt: Wie denn das? Man sollte helfen, da haben wir geholfen.

– Diese Hilfe war für jeden meiner Gesprächspartner keine große Sache. Wenn eine Ziege den ganzen Tag Gras frisst, muss sie gemolken werden. Wenn ein Mensch in Not ist, muss ihm geholfen werden – sagten sie. In dieser Situation hast Du eine Sekunde Zeit, um zu entscheiden, ob Du jemandem hilfst oder Deine Augen davor verschließt. Du gehst nach rechts oder links. Niemand dramatisiert dort. Sie sprechen darüber, wie über jede andere Kriegsgeschichte. Schon nach dem Krieg zu der verwitweten Mutter von Mirosław Hermaszewski kam eine ukrainische Nachbarin und gab eine der beiden Ziegen ab, die sie hatte. Sie sah, dass es für diese einsame Frau schwierig war, sieben Kinder zu ernähren. Sie hat nicht dramatisiert. Sie band einfach eine Ziege an den Baum, und mit der anderen ging sie weiter.

Du schreibst, dass auch Bandera- Leute Polen gerettet haben.

– Auf dem Leichenfeld, wo sich ein Massengrab von fast 600 Frauen und Kindern befindet, überlebte ein Junge nur, weil ein Bandera-Mann, der allen Liegenden in den Hinterkopf schoss, neben seinen Kopf schoss. Es bestand kein Zweifel: Er richtete den Lauf absichtlich zur Seite und schoss in den Sand. Er musste es vorsätzlich machen. Ein anderer, ein Landwirt aus Tumin, Red Ivan genannt, überzeugte seine Kollegen, dass es reine Verschwendung der wertvollen Munition für Frauen und Kinder ist. Besser, sie in den Wald zu lassen, wo sie verhungern oder von Wölfen gefressen werden. Er rettete so Dutzende von Menschen, darunter Frau Janina, eine der Hauptfiguren des Buches. Mirosław Hermaszewskis Mutter, die von einem Bandera- Mann verwundet wurde, entkam schockiert ins Dorf Biełka, das fast ausschließlich von UPA-Anhängern ( Anm. des Übersetzers: UPA- Ukrainische Aufständische Partei) bewohnt war. Und dort nahm jemand sie auf, machte sie wach, zeigte den Fluchtweg.

Einige hatten genug vom Töten ?

– Das war der Fall mit Petro Parfeniuk, der die umliegenden Dörfer besuchte und seine Nachbarn warnte. Als das Töten begann, versteckte er sie selbst – er rettete so unter anderem den Vater von Krzesimir Dębski. Alles nur, weil er sich einmal dazu überreden ließ, mit den Bandera- Leuten zum Einsatz zu fahren. Sie betraten die erste Hütte, dort sind keine Polen. Sie gingen in die andere, genau so. Sie gehen in die fünfte und dort ist eine ganze Familie. – Warum habt ihr euch nicht versteckt? – fragt der Kommandant, der mit Petro war – Weil wir denken, was Gott will, das wird ohnehin passieren- sagten Polen. – Also will Gott offenbar, dass ihr heute umkommt-antwortete der Kommandant und sie erschossen alle, indem sie daraus einen Wettbewerb machten, wer die meisten Menschen mit einer Kugel erschießt. Petro war nie wieder mit den Bandera- Leuten gefahren. Er fing an zu retten.

 

Wie hat nach dem Krieg das Leben deren, die Polen geholfen haben, ausgesehen?

– Es war schwer. Es ist leicht, das hier mit dem Schicksal der Gerechten in Polen zu vergleichen, die Juden retteten, aber taten es nicht groß im Dorf. Die Tochter von Herrn Ludwikowski, Zofia, hört immer noch, dass ganz Przebraże allein deshalb ermordet werden konnte, weil ihr Vater darauf bestand, Menschen zu retten. Es war eine schöne Einstellung, aber auch in Kriegszeiten ein verdammtes Risiko. Ähnlich war es mit guten Ukrainern aus Wolhynien, die Polen retteten.

Gab es dafür nur eine Strafe?

– Ja. Hilfe für die Polen war mit dem Tod bestraft. Die Ukrainer haben es von den Deutschen übernommen, die ebenso diejenigen bestraft haben, die den Juden geholfen haben. Wenn die UPA herausfinden würde, dass die ukrainische Ehe, über die ich schreibe, ein kleines, zweijähriges polnisches Mädchen, dessen Familie im Nachbardorf die Bandera- Leute ermordet haben, ins Heim aufgenommen hat, würde ganz Kaszówka in Flammen stehen. Sie würden Ein Dutzend Leute erschießen und für den Rest das Dorf verbrennen.

Obwohl Du über Wolhynien schreibst, bemühst Du dich, mit der Grausamkeit nicht zu beeindrucken…

– Da es nutzlos ist, Leute schließen ihre Ohren, es geht nicht anders. Es gibt eine Szene in dem Buch, wenn die Archäologen während der Exhumierung des Leichenfeldes die Gräber von Kindern in der Infance-I-Phase finden – von null bis zwei Jahre alt. Und Du weißt, deshalb, weil diesen Kindern auch die Knochen zerfallen, sehen diese Gräber so aus, als ob jemand die Umrisse der Kinderkörper mit einer Feder im Sand machte. Plötzlich fällt der Regen und all diese Zeichnungen, die letzten Spuren dieser Kinder, vor den Augen von Leuten, die sie gefunden haben, fließen mit dem Wasser ab. Meiner Meinung nach sagt eine solche Szene mehr über das Massaker in Wolhynien aus, als die Beschreibung der Hunderten von Foltermethoden, die von UPA Polen zugefügt wurden, die im Internet auftaucht.

Was passiert mit solchen Gedenkstätten in Wolhynien wie das Leichenfeld? Es gibt eine solche Theorie, dass Orte des Mordes immer getarnt sind. Man pflanzt Wald, sät Korn.

– In Gaj, einem der befriedeten Dörfer, direkt über der Grube, in der mehrere hundert Polen begraben waren, wurde eine Müllhalde angelegt. Illegal, aber nicht zufällig. Ich weiß nicht, welcher Mechanismus veranlasst, Müll an solch einen Ort zu werfen, aber wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass es irgendeine Verdrängung dessen ist, was passierte, Entmenschlichung sogar nach dem Tod. Im Laufe der Zeit wurde es entfernt, aber bis heute, wenn du dorthin fährst, kannst du dir ein Bein brechen, weil der Wald voller Löcher ist. Jugendliche kommen mit Metalldetektoren und suchen Gold nach Polen. Dies ist ein Ort, an dem man Kartoffeln ausgegraben hat. An anderen Orten entstanden Kolchose. In einigen, wie dort, wo die Familie von Mirosław Hermaszewski ums Leben gekommen war, wurde der Friedhof vom Traktor ausgewichen. Aber in anderen, wie Wola Ostrowiecka und Ostrówki Wołyńskie, wurden die Überreste der Verstorbenen mit landwirtschaftlichen Maschinen verteilt. Menschen haben regelmäßig ein Schienbein oder einen Schädel aus dem Boden ausgegraben. Viele tote Menschen liegen noch auf den Feldern, in Betten, auf Bauernhöfen. Das Wolhynien- Drama ist, dass es dort so wenig Exhumierungen gab, aber es müsste ein riesiger Einsatz sein. Es würde sich um zweitausend solche Plätze ansammeln.

Wie reagieren die Ukrainer auf solche Exhumierungen? Du beschreibst die Geschichte von Leon Popek, dem Menschen, der nach Wolhynien reist, um solche Orte zu gedenken.

– Er erzählte, als er 1992 mit einer Gruppe von Polen in Ostrówki Wołyńskie ankam und sie begannen zu beten, versammelte sich eine Menge von Kolchosarbeitern um sie herum. Irgendwann konnte jemand nicht aushalten und begann die Ukrainer anzuschreien. Was habt ihr uns angetan? Ihr habt uns ermordet, und jetzt bringt ihr an der Stelle des Massengrabes Kühe zum Grasen! Popek dachte, das hier ist schon vorbei, die erste und letzte Ankunft, aber eine Vorarbeiterin ist aus der Gruppe ausgetreten, man konnte sehen, dass sie geachtet war, die Hände in die Seiten stützend sagt sie: geschehene Dinge sind nicht zu ändern, wir können es nicht zurücknehmen. Aber ihr seid hier vermutlich durchgefroren, kommt zu uns, wir haben Thermosflaschen mit Tee, trinkt und wärmt euch auf. Die Leute waren verdattert. Es könnte zum Gezerre kommen, und die Leute begannen miteinander zu reden.

Menschliches Begriffsvermögen?

– Popek liegt sehr viel daran, dass es nicht mehr so wird, dass Polen hin und wieder dorthin kommen, sie werden sich erinnern, weinen und mit Bedauern in ihr Heimatland zurückkehren. Er möchte, dass die Polen und Ukrainer um diese Toten gemeinsam trauern, so sieht er die Versöhnung. Es bewegt mich. Wen kümmert es, dass Kwaśniewski mit Kutschma sich umarmen, dass zum nächsten Mal Worte der gemeinsamen Entschuldigung geäußert werden? Es geht darum, dass wir zusammen an den Gräbern stehen und denken, dass wir über die Geschichte der Stadt oder des Dorfes weinen, die nicht mehr existieren. Dass es furchtbar traurig ist, dass diese Menschen dort liegen und mit ihnen liegt im Sand irgendein Teil unserer gemeinsamen Geschichte.

War Wolhynien jener Zeiten auch für sie ein falscher Ort?

– Ja. Über 100.000 Polen wurden dort getötet, aber auch 30-40 Tausend Ukrainer, die von der UPA ermordet wurden: weil sie den Partisanen keine Nahrung geben wollten, weil sie Polen versteckten, weil jemand vor dem Krieg einen Konflikt hatte und jemand von den Partisanen diese Gelegenheit nutzte. Zweimal zog dort die Front vorbei, es war eine riesige Armut, das Essen endete. Alle möglichen Partisanen, nicht selten aus einem Land, kämpften miteinander in den Wäldern umher. Es war damals ein schlechter Ort zum Leben.

Erwarten diese, die geholfen haben, irgendwas von Polen?

– Ich habe niemanden getroffen, wer erwarten würde, das du ihm etwas besorgst, ihn nach Polen einlädst, ein Geschenk für ihn mitbringst. Sie haben nur auf irgendein Zeichen gewartet, dass du überlebt hast und dich daran, was passiert ist, erinnerst. Ich war bei der Familie von Herrn Ludwikowski, der Juden versteckte. Du weißt, wie wichtig für sie die Yad Vashem- Medaille und das Diplom sind? Das ist wie die Bestätigung, der lebende Beweis für ihre Familienlegende, sie können sie zeigen, in die Hände nehmen. Solche historischen Momente, die in großen Emotionen erlebt werden, bringen die Menschen immens nahe, und die Ukrainer haben sowas von uns nicht bekommen. Wir haben ihnen nie gesagt, dass das, was sie getan haben, wichtig war, dass sie sich richtig verhalten haben, dass wir ihnen danken. Sie haben es nie gehört.

Wollen wir nicht zugestehen, dass auch uns geholfen wurde? Bevorzugen wir, Opfer zu bleiben?

– Die Tatsache, dass wir uns nicht an diese Menschen erinnern, sagt etwas über uns als eine Nation, über unsere Menschlichkeit. Wie kommt es, dass wir uns nur an grausame Killer erinnern, und auf die Gedanken nicht kommen können, dass uns auch jemand rettete? Dass uns auch jemand in Strohballen versteckte, uns Essen brachte, sein Leben für uns riskierte? Dass nicht nur wir, Polen, edel waren und Juden retteten, sondern dass wir auch gerettet wurden?

Ein Schamgefühl?

– Es gibt einen Moment im Buch, wenn jemand andeutet, dass Frau Szura – eine der Heldinnen – wenigstens einen Fernseher für ihre Hilfe bekommen könnte. Ihr Vater rettete Polen, sie kümmert sich um polnische Gräber. Und sie, verlegen, erklärt mir, damit ich – Gott bewahre- denke, dass sie es für einen Fernseher tut. Dies ist der einzige Moment, in dem ich mir in diesem Buch die Publizistik gestatte. – Frau Szura, machen Sie sich keine Sorgen-sage ich ihr. – Bei uns gibt es in der Geschichte keinen Platz für diejenigen, die uns gerettet haben. Wir geben solchen keine Fernseher. Ehrlich gesagt, wir erinnern uns an euch überhaupt nicht.

 

Autor der Übersetzung: Edyta Grzywacka- Wziątek

Autor: Jakub Korus

Quelle:www.newsweek.pl

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